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Die letzten Monate waren voller unvergesslicher Momente, atemberaubenden Landschaften, wunderbaren Menschen, inspirierenden Begegnungen, voller neuen täglichen Herausforderungen, aber vor allem voller Freiheit.

Nun bin ich schon seit über zwei Monaten wieder zurück in Deutschland und habe mich endlich dazu motiviert diesen Eintrag über mein persönliches Ende der Reise zu schreiben.
 Nach 269 Tage hieß es für mich Abschied nehmen, Abschied von einem Lebensabschnitt den ich so nie wieder bekommen werde.

Heimkommen, das ist ein Thema mit dem man sich während seiner Reise nicht so viel beschäftigt, und wie ich finde das schwerste an der ganze Reise ist.
Ich persönlich habe versucht es so lange wie möglich hinauszögern und die Momente zu genießen, doch irgendwann kam der Punkt an dem man sich mit dem Thema auseinander setzten musste.

Wie wird das wohl werden? Was erwartet mich? Mir war schon von vorhinein klar, dass die Rückkehr für mich nicht einfach werden würde. Und das war bzw. ist es wirklich nicht.
Ich finde es unglaublich schwer in Worte zu fassen, wie es ist zurück zukehren. Um ehrlich zu sein ist es ein richtiges Gefühlschaos. Auf der einen Seite war ich überglücklich meine Familie und Freunde wiederzusehen und mit ihnen Zeit verbringen zu können, aber andererseits bin ich unendlich traurig darüber, dass meine Abenteuer, worauf ich mich so lange gefreut hatte und die damit verbundene Freiheit nun zu Ende war.

An meinem letzten Abend in OZ ging ich noch ein letztes Mal zum Opera House, hier fing alles an.. und hier wird auch alles enden.. Ich saß einfach nur dort und betrachtete die Lichter, genoss die Aussicht und  beobachtet die Menschen. Wie viele von ihnen haben ihr persönliches Abenteurer wohl noch vor sich? 
Als ich am 17. April in Sydney am Gate saß hatte ich es noch immer nicht realisiert, dass dies nun das Ende ist. Ich saß am Gate hörte meine Aussie Playlist und irgendwie habe ich alles noch einmal Revue passieren lassen. Von dem Moment an dem ich Tschüss gesagt hatte, über das Aufeinander treffen mit meiner Gastfamilie, dem Reisen, der Zeit mit meinen neue gewonnenen Freuden bis zur letzten Umarmung meiner Gastkinder.
Als wir mit dem Flugzeug das letzte Stück von Australien überflogen kamen mir plötzlich die Tränen. Wer weiß, wann ich das nächste Mal zurück kommen würde?



Nach meinem Stopover in Hongkong traten Jule und ich gemeinsam den letzten Flug zurück nach Deutschland an. Der Flug war anstrengend und fiel ziemlich schlaflos für mich aus..  
Ich wusste, dass ich zumindest meine Mutter und meine kleine Schwester in einigen Stunden wieder in die Arme schließen würde. Aber irgendwie verspürte ich noch nichts von meiner Vorfreude - " das kommt bestimmt noch" redete ich mir immer ein. In meinem Kopf drehte es sich noch immer um die letzten  9 Monaten.
45 Minuten zu früh in Frankfurt gelandet wurden wir von einem wunderschönen Sonnenaufgang begrüßt. Und plötzlich war sie dort, meine Vorfreude. Wir holten unsere Koffer und dann trennten uns nur noch wenige Meter bis zu unseren Familien.








Die Begrüßung am Flughafen war sehr emotional. Wir drei blieben noch eine weitere Nacht in Frankfurt und genossen die Mutter - Töchter -Zeit.
Die Heimfahrt nach Hause war schön aber komisch zu gleich. Plötzlich durfte meine Schwester Auto fahren was ziemlich ungewohnt war. 
Nach einer zweieinhalbstündigen Fahrt war ich nach so langer Zeit wieder daheim.
Endlich konnte ich auch meinen Vater, Bruder und meine Großeltern wieder in die Arme schließen. 
Am liebsten hätte ich direkt von allen Erlebnissen und Momenten von meiner Reise erzählt. 
Und noch lieber hätte ich gesagt, dass es jetzt gerade mein Wunsch ist wieder zurückzufliegen und weiter zu reisen. Aber ich sagte nichts –  ich wollte niemanden meiner Familie damit verletzen. Als ich sah wie sie sich freuten, Tränen in den Augen hatten und mir sagten wie froh sie waren, dass ich wieder gesund zurückgekommen war, stand fest, ich sollte diesen Moment meiner Ankunft einfach genießen.
Zuhause wurde ich mit einem „Welcome Home“-Schild und festen Umarmungen, begrüßt. 
Den ganzen Tag über versuchte ich zu lächeln, Freude auszustrahlen und mir die Traurigkeit und den Wehmut nicht anmerken zu lassen. Natürlich freute ich mich wahnsinnig alle wiederzusehen. Natürlich war ich auch glücklich wieder Zuhause zu sein. Natürlich war ich nicht nur traurig. Aber ich war es. Und das ist okay so. Ich glaube Menschen, die so etwas nicht erlebt haben können nicht nachempfinden, wie es ist zurück zukommen, wie man sich fühlt, was man denkt.. Es ist einfach schwierig.
  


Man verändert sich während so einer langen Zeit, umgeben von völlig neuen Kulturen. Ich sehe viele Dinge nun mit anderen Augen und fühle mich irgendwie weiter als zuvor.
Doch diese Veränderung fällt vielen gar nicht auf. Alle gehen davon aus, ich sei dieselbe Sophie wie vor neun Monaten. 
Am liebsten hätte ich allen sofort diese "neue" Sophie gezeigt, aber irgendwie hat das nicht so richtig funktioniert.. Du veränderst dich und kommst in ein gleichgebliebenes Umfeld zurück. Das war für mich am Anfang echt schwierig, irgendwie war das Vertraute plötzlich ganz fremd.
Während meiner Reise  traf ich jeden Tag auf neue Veränderungen und Herausforderungen. Neue Menschen, neuer Schlafplatz, neue Umgebung. Und das alles hat mich so unfassbar glücklich gemacht. Und dann steht man plötzlich wieder in seinem Zimmer, voller Erinnerungen, Gefühle und Momente, die man am liebsten der ganzen Welt mitteilen möchte, jedoch nicht weiß wo man anfangen soll.


Wie schon befürchtet, war es nicht leicht für mich. Alles war so ungewohnt, wieder gewöhnungsbedürftig und eine große Umstellung, obwohl ich fast mein ganzes Leben hier verbracht hatte.. 
Und da war es wieder das "schwarze Loch". Nach einigen Tagen kam das große Fernweh wieder auf. Abends war ich alleine anstatt mit mehreren Fremden auf einem Zimmer. Hatte meine Privatsphäre, was man auf Reisen manchmal schon vermisst. Ich lag in meinem Bett und war einfach nur unendlich traurig. Die ganze Sehnsucht, das große Vermissen, das riesige Fernweh - das alles kam am Abend und hielt mich davon ab, mich zu freuen Zuhause zu sein. Ich lag lange wach, war nur auf Facebook, Snapchat und Instagram unterwegs, verfolgte die Reisen meiner Freunde und den tollen Menschen die ich kennen lernen durfte. Mir blieb einfach viel zu viel Zeit darüber nachzudenken, wie ich hier am schnellsten wieder wegkommen würde.

Versteht mich nicht falsch: Ich habe eine wunderbare Familie, ein tolles Zuhause und unglaubliche Freunde, das ist nicht der Grund weshalb ich wieder weg möchte.  Ich wollte weg, weil ich wusste, dass draußen die große Freiheit auf mich wartete, ich wusste wie glücklich ich auf Reisen war. Es gibt noch so viele Kulturen und Orte zu entdecken.

Nach dem ich Zuhause angekommen war, fühlte es sich für mich so an, als ob ich in diese Welt nicht mehr reinpassen würde. Ich meine die letzten Monate führte ich kein ''normales'' Leben. 
Es ist natürlich nicht schlecht hier in Deutschland zu leben, es ist ein sicheres Land, ein Land ohne Krieg, Hunger oder Naturkatastrophen.
Es war einfach teilweise die Art und das Leben der Deutschen, die es für mich so schwierig machten nach Hause zu kommen. 

Schon in der ersten Woche kamen Fragen wie "und wieder gut eingelebt?" Von allen wird erwartet, sich möglichst schnell wieder anzupassen, in das alltägliche Leben zurückzufinden, denn die Reise war ja nun schließlich vorbei.


Ich würde sagen, dass es zwischen dem Zurückkehren und Ankommen einen Unterschied gibt. 
Ich bin vor 74 Tagen gelandet und zurückgekehrt, aber es brauchte seine Zeit, bis ich mich damit abgefunden hatte, dass ich nun wieder zurück war. Der eine braucht mehr Zeit als der andere, aber ich kann sagen, ich bin momentan sehr glücklich wieder hier zu sein. So langsam komme ich wieder in meinem "neuem" und zugleich "altem" Leben an.

Es ist okay, die ganze Nacht wach zu liegen, Musik zu hören, von dem was mal war zu träumen und traurig zu sein, immerhin ist es ein großer Teil des Lebens. 
Ich bin sehr glücklich und ich weiß dass ich frei bin, ich bin noch jung und wer weiß wo ich noch alles landen werde. Die Welt steht mir offen und mein nächstes Flugticket ist auch schon gebucht.









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